Als Plusenergiestandard in Modulbauweise wurde das Schmuttertal-Gymnasium in Diedorf konzipiert. Das Gebäude hat das Ziel, eine Anpassung an veränderte Rahmenbedingungen des pädagogischen Konzepts zu ermöglichen. Das Ensemble, bestehend aus vier Gebäuden, fügt sich in herausragender Weise in die Landschaft am Rand des Naturparks Augsburg ein.
Neben einer hochwertigen Architektur ist die Anpassungsfähigkeit des Gymnasiums ein wesentliches Kriterium für eine langfristige Nutzung. Der Holzbau nutzt eine durchgehende digitale Datenkette von der Planung über die Fertigung bis zur Montage vor Ort. Diese Entwurfs- und Herstellungsmethode bietet eine effiziente und rationale Fertigung mit sehr kurzer Bauzeit und kann beispielgebend für andere Bauprojekte werden. Durch die Holzkonstruktion kommt ein nachwachsender Baustoff zum Einsatz, der nur wenig graue Energie benötigt und eine gute CO₂-Bilanz ermöglicht.
Die Holz-Beton-Verbunddecke bringt thermische Masse ins Gebäude und dämpft dadurch die Schwankungen im Tages- und Jahrestemperaturverlauf. Das großzügig dimensionierte Tragwerk aus Holz bildet eine optimale Struktur für neue Formen der Wissensvermittlung. Der Einsatz hocheffizienter Haustechniksysteme und einer Photovoltaik-Anlage mit einer Nennleistung von 440 kWp ermöglicht die Erzeugung von mehr Energie als verbraucht wird (Plusenergiestandard).
Doch der Modellcharakter des Gymnasiums basiert nicht nur auf seiner hervorragenden energetischen „Performance“ sondern hauptsächlich darin, dass es gelungen ist, eine spannende Lernlandschaft mit einer vorbildhaft neuen Entwurfs- und Herstellungsmethodik zu gestalten. Modulbauweise und Vorfertigung sind beliebte Schlagworte in der Debatte um eine kostengünstige Systembauweise für die großen Bauaufgaben unserer Zeit: Wohnungsbau und Bildungsbauten. Mit dem Schmuttertal-Gymnasium wird vorbildhaft aufgezeigt, dass diese Herstellungsmethodik nicht zu einem bloßen Funktionsbau führen muss, sondern gute, spannende und flexible Raumkonfigurationen ermöglicht.
Mit Ausnahme der unterkellerten Bereiche und der Bodenplatte wurde das Gymnasium komplett als elementierter Holzbau mit Holz-Beton-Verbunddecken realisiert. Dabei kamen unterschiedlichste Holzwerkstoffe wie Konstruktionsvollholz, Brettschichtholz und Brettsperrholz jeweils dort zum Einsatz wo sie sich am besten eigneten. Die Holzoberflächen sind praktisch durchgehend weiß lasiert. Vor allem die eng gestaffelten Dach- und Deckenträger prägen die Räume. Sie sind, wo immer dies erforderlich war, mit Holzwolle-Leichtbauplatten ausgefacht, um die Nachhallzeiten zu senken.
Die Jury des Deutschen Nachhaltigkeitspreises würdigt den vorbildlichen Charakter des Bildungsbaus als Plus-Energie-Standard mit dem ersten Platz beim DGNB (Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen) Preis “Nachhaltiges Bauen” 2016.